Methods and Tools
„Sich selbst überflüssig machen“ lautet eine Maxime der Entwicklungszusammenarbeit. Nach zehn Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Tschad stehen die Zeichen in dem Sahelstaat auf Veränderung. Ende Juni 2011 übergab das GIZ Büro Tschad das Programm Dezentrale Ländliche Entwicklung (PDRD) mit einem Festakt in tschadische Hände. In Zukunft liegen Verantwortung und Regie für die ländliche Entwicklung des Tschad vor Ort, doch hierbei ist längst nicht alles neu. Kontinuität bei der Wahl der eingesetzten Mittel und Strategien heißt das Stichwort. Möglich macht das u.a. ein erfolgreiches Wissensmanagement, das Ansätze, Best Practices und Erfolge dokumentiert und die Voraussetzung dafür ist, dass dem deutsch-tschadischen Kapitel ein ebenso erfolgreiches tschadisches folgen kann. Bei der Umsetzung des Wissensmanagements unterstützte das in der GIZ Abteilung 45 angesiedelte Sektorvorhaben Netzwerke & Wissensmanagement.
Wissensmanagement schafft Mehrwert
„Wissensmanagement ist Chefsache“, so Gerhard Anger, letzter Programmleiter des PDRD, in Betonung der Rolle, die Wissensmanagement im Rahmen eines Projektes oder Programmes idealerweise einnehmen sollte. Wirkungsorientiertes Wissensmanagement bedeute etwa, das Rad nicht immer neu erfinden zu müssen sondern auf Bewährtem aufzubauen. Wichtig dabei sei aber eine zielgruppengerechte Aufbereitung, was letztlich auch einen planerischen Mehraufwand bedeute, denn nicht jedes Instrument sei für jede Nutzergruppe gleich gut.
Wie diese Wissensaufbereitung in der Praxis aussieht und was davon als mögliche Blaupause für das Wissensmanagement vergleichbarer Vorhaben geeignet sein kann, wurde auf dem Fachgespräch „Ländliche Entwicklung unter den Bedingungen fragiler Staatlichkeit“ am 30. Juni 2011 in der Eschborner GIZ-Zentrale demonstriert. Unter den mehr als 30 (?) Teilnehmer waren vor allem Vertreter der Organisationen, die mit der Durchführung des PDRD beauftragt waren, nämlich neben Kollegen von ex-GTZ und ex-DED auch Mitarbeiter der KfW und Partner aus der Consultingwirtschaft auch. Auch GIZ Vorstandsmitglied Dr. Hans Joachim Preuss war gekommen, um sich über die Ergebnisse des Programmes zu informieren.
Nach einleitenden Worten von Helmut Albert, Kompetenzfeldleiter Agrarwirtschaft und Ländlicher Raum innerhalb der Abteilung 45, stellte Dietrich Busacker von ECO Consult in einer Bestandsaufnahme Schwerpunkte und Ergebnisse des PDRD vor. Daran anknüpfend gaben Gerhard Anger und Carolin Bothe-Tews, Komponentenleiterin im SV Netzwerke & Wissensmanagement, eine multimediale Übersicht über die Art und Weise, wie und mit welchen Produkten das Wissen im und für das PDRD aufbereitet wurde.
Ländliche Entwicklung rechnet sich auch unter fragilen Bedingungen
Die abschließende Diskussion, moderiert von Alexander Schöning, Fachplaner in der Abteilung 45, warf dann noch einmal ein Schlaglicht auf das Spannungsfeld zwischen Entwicklungszusammenarbeit und Governance, für das die Erfahrungen im Tschad guten Anschauungsunterricht boten. Wie kann in fragilen Staaten trotz aller Unwägbarkeiten und Einschränkungen wirkungsorientiert gearbeitet werden? Welche Perspektiven bieten die Lernerfahrungen für die nachhaltige Entwicklung unter derartigen herausfordernden politischen Bedingungen? Und liefern die Erfahrungen im Tschad ein Modell für die Zusammenarbeit mit anderen fragilen Staaten? Auch wenn innerhalb des knapp einstündigen lebhaften Gedankenaustausches manche Frage nicht in allen Facetten diskutiert werden konnte, zeichnete sich zumindest in einer wesentlichen Schlussfolgerung Konsens ab: Auch unter ungünstigen Bedingungen, z.B. ohne oder nur mit ineffizienter Verwaltung, sind selbst in Ländern mit fragiler Staatlichkeit Entwicklungserfolge möglich. Wichtig dafür sind aber lokale Ansätze sowie eine enge Kooperation mit den vorhandenen Partnerinstitutionen, um Teilhabe und Ownership zu gewährleisten. Ebenso deutlich wurde aber auch, dass Capacity Development und Wissensmanagement integrale Faktoren für das Erzielen langfristiger Wirkungen sind.